Was ist denn "normal"?
Ich berichte aus einer Typ-, Stil- und Imageberatung meiner Kundin, die Untergröße hat, also jenseits der „normalen“ Maße liegt.
Was ist „normal“?
Wusstet Ihr, dass die deutsche Frau im Durchschnitt 1,64 Meter groß ist, 68 Kilogramm wiegt und mit einem BMI von 24,8 Konfektionsgröße 42/44 trägt? Von wegen Size Zero – aber dies soll ein Thema für einen späteren Blogpost sein. Dieses Richtmaß dient Kleidungsherstellern als Normgröße.
Welche Herausforderungen gibt es jenseits der Norm?
Nun könnt Ihr Euch vorstellen, dass es, wenn eine Frau über oder unter diesen Durchschnittsmaßen liegt, nicht einfach ist, passende Kleidung zu finden. Der Wunsch meiner Kundin an die Typ-, Stil- und Imageberatung war, dass sie einen „erwachsenen“ Look findet, der ihre Kompetenz und ihren Stil gut zum Ausdruck bringt. Sie arbeitet in verantwortlicher Position bei einer Steuer- und Wirtschaftsberatung. Meine Kundin ist 155 cm groß und sehr schlank. Ihre Schuhgröße beträgt 33,5. Was die Auswahl der Kleidung und der Schuhe angeht, steht sie meist vor einer großen Herausforderung, da die Auswahl in Untergrößen sehr klein und auch schwierig in Geschäften zu finden ist.
Die Farbtypanalyse erfolgt zuerst
Bevor ich Outfit-Vorschläge mit meiner Kundin erarbeiten kann, wird zuerst ihr Farbtyp analysiert. Diese Farbtypanalyse gehört zu einer fundierten Beratung von mir immer dazu. In dieser erarbeiten wir die individuellen Kontraste meiner Kundin, was ihr schon die ersten „aha“-Momente brachte. Natürlich hatte ich zum Abschluss auch für sie den passenden Link Farbfächer parat.
Wusstet Ihr, dass wir Typberaterinnen vom CorporateColor-Netzwerk überhaupt nicht nach den 4-Jahreszeiten analysieren, sondern in Kategorien wie klar oder gedeckt, in den Farbtypen kalt und warm, dass es durchaus neutrale Farbtypen gibt und auch Mischtypen? Dieses Video zeigt Euch mehr dazu. Bei Fragen schreibt mir einfach.
Sicherheit und Hygiene first...
In der heutigen Zeit der Pandemie ist mir natürlich die Sicherheit und die Hygiene bei meinen Beratungen sehr, sehr wichtig.
Bevor es losgeht, wird getestet und idealerweise liegt entweder ein Impfnachweis oder entsprechender Test bzw. Bescheinigung nach den „3 G-Vorschriften“ vor.
Analyse der Körperproportionen
Nach der Farbtypanalyse machten wir uns daran, die Körperproportionen meiner Kundin zu analysieren. Sie ist eine kleine, sehr zierliche Frau mit schlanker Figur und ausgeprägter Taille. Oberkörper und Beinlänge sind zu je 50 % ausgeglichen. Aufgrund ihrer Größe rate ich ihr zu einem beinverlängernden Styling.
Herausforderungen beim Kleidungskauf
Aufgrund ihrer Untergröße steht sie dann auch immer wieder vor Herausforderungen beim Kleidungskauf. Hosenbeine sind oft zu lang und gekrempelte Hosenbeine stauchen die Figur und lassen so die Beine kürzer erscheinen. Insgesamt wirkt meine Kundin damit noch kleiner. Cropped Hosen, also Hosen in 7/8-Länge passen ihr als lange Hosen, was sie zu ihrem Vorteil nutzen kann.
Bei den langärmeligen Oberteilen sieht die Sache schon wieder etwas anders aus. Da die Ärmel meist zu lang sind, erscheint schnell der Eindruck, dass sie in die Jacke oder den Pullover noch reinwachsen müsse. Auch die Schulternähte sind oft überschnitten, was zu optisch hängenden Schultern führt und sich negativ auf die Ärmellänge auswirkt. Hier sind kürzere Ärmel von Vorteil. Findet sie denn ein schönes passendes Oberteil, welches auch auf den Schultern perfekt sitzt, lohnt sich der Weg zum Änderungsschneider immer, zudem ihr auch eine gute Stoffqualität wichtig ist.
Vorhandene Kleidung unter meiner Expertinnen-Begutachtung
Anhand meiner Rockmodelle haben wir uns am Bein der Kundin hochgearbeitet, um die ideale Rock- bzw. Kleidersaumlänge zu ermitteln. Leider eigneten sich nicht alle Kleider im Kleiderschrank meiner Kundin ideal für sie. Hierbei habe ich natürlich nicht nur auf die Länge der Kleider geachtet, sondern ebenso auf die ideale Farbe und das Muster. Große Muster erdrücken die zierliche Figur meiner Kundin und sie konnte selbst feststellen, dass kleinere Muster, wie z. B. Mille fleure oder Pünktchen die bessere Wahl als großflächig gemusterte Stoffe waren. Ebenso habe ich ihr zu feineren Stoffen geraten. Dicke und steife Oberflächen stehen meiner Kundin überhaupt nicht gut zu Gesicht und sie wunderte sich, warum sie sich darin auch überhaupt gar nicht wohlgefühlt hat.
Dieses hier abgebildete Kleid eignet sich z. B. überhaupt nicht für alle Figurtypen. Es ist zu lang für kleine Frauen und die Weite verhüllt die Figur.
Auch bei der Farbe gilt zu beachten, dass dieses warmtonige Modell unter Umständen nicht gut zur Haut aussieht, auch wenn es gesichtsfern getragen wird.
Individuelle Stilempfehlungen
Insgesamt habe ich meiner Kundin zu mehr „Schnörkelosigkeit“ geraten. Zum einen konnten wir bei der Erstellung der individuellen Stilmappe feststellen, dass dies auch mehr ihrem Stiltyp entspricht, zum anderen wirken Rüschen und Schleifchen verniedlichend, was meine Kundin unbedingt vermeiden möchte.
Zudem sind die Kleidungsstücke, welche Schleifen oder Rüschen aufweisen, erschwerend oft auch noch in Pastellfarben. Dies ergibt quasi eine doppelte Verniedlichung des Looks.
Bei den Kleidungsstücken in Kurzgröße handelt es sich leider oft um Raritäten im Laden. Bei „petite“-Größen lohnt es sich, auf Internetanbieter auszuweichen, hier ist die Auswahl gleich viel höher.
Schuhe in Untergröße finden
Zum Schluss der Beratung kamen wir zum ganz persönlichen Problemthema meiner Kundin: Schuhe zu finden in Größe 33,5. Es gibt nur ganz wenige Hersteller, die Damenschuhe in dieser Größe herstellen. Sneaker sind zu bekommen und Kinderschuhe. Die Auswahl an Kinderschuhen war bei meiner Kundin entsprechend groß. Rosa Schuhe mit Blümchen, Schleifen und Glitzer stören den Businesslook. Ein richtiger Glückstreffer waren Stiefeletten in der passenden Größe, die sie wunderbar im Herbst tragen kann (siehe Bilder oben). Ich habe meiner Kundin Ballerinas mit runder abgesetzer Schuhspitze mit Schleife abgeraten. Spitze Ballerina oder Ballerinas mit einer Schnalle wirken deutlich erwachsener und seriöser im Style. Während im stationären Handel kaum Schuhe für sie zu finden sind, hat man im Internet schon eher Glück. Auch japanische Schuh-Labels bieten kleine Größen an. Allerdings sind die Bestellwege lang und teuer, können sich aber durchaus lohnen.
Da für mich gute Kundenbetreuung wichtig ist, habe ich ihr im Nachgang zur Beratung entsprechende Links zu verschiedenen Schuhanbietern zur Verfügung gestellt. Ebenso erstelle ich auf Wunsch ein (geheimes) Pinterest-Board für meine Kund*innen.
